Der Zeisweiler Hof in Hüttigweiler. Betriebsinhaber Michael Klein, Sohn Simon und dessen Ehefrau Kristin. FOTO: ELKE JACOBI

SERIE LANDWIRTE IM KREIS NEUNKIRCHEN

Zum Überleben braucht’s mehrere Standbeine

 

Landwirte brauchen Leidenschaft für den Beruf, um die Sieben-Tage-Woche mit oftmals 15Stunden-Tagen meistern zu können. Wir besuchen Bauern im Landkreis.

Heute: Michael und Simon Klein vom Zeisweiler Hof in Hüttigweiler.

 

NEUNKIRCHEN | Da gibt es für Michael Klein kein Halten mehr. Als es mit dem Geländewagen über die Wiese geht, um dem SZ-Besuch die Herde zu zeigen, kann der 64-jährige Landwirt nicht einfach im Auto sitzen bleiben. Raus geht es, zu seinen Tieren. Da wird hier gestreichelt und dort getätschelt. Auch Sohn Simon verlässt irgendwann den Platz hinterm Steuer, sieht nach, ob im „Kindergarten“ alles klar ist. Seine Frau Kristin ist da schon längst mit einem „Da bist du ja mein Schatz“ nach draußen gehüpft und herzt und schmust eine der Mutterkühe. „Das ist meine allerliebste“, stellt sie dem Besuch das Rind vor. Und die kann man unterscheiden? Drei Landwirte blicken verständnislos.Wir sind direkt hinter der Wemmetsweiler Ortsgrenze. Auf dem Zeisweiler Hof, der gehört zu Hüttigweiler. Weit sieht man hier, Wiese reiht sich an Wiese. Auf den Koppeln sind normalerweise die Pferde. Doch am Tag des SZ-Besuchs ist die 30-Grad-Marke auf dem Thermometer überschritten, da bleiben die Tiere im Stall. Die fünf eigenen ebenso wie die Pensionstiere. Bis vor fünf Jahren war hier ein gut frequentiertes Ausflugslokal. Noch weisen die Schilder drauf hin, man kann sich gut vorstellen, wie hier die Ausflügler Rast machten, um vor allem Hausmannskost zu genießen. 38 Jahre lang gab es das Speiselokal, in dem zum großen Teil eigene Produkte zubereitet wurden. Doch 2018 haben sie es nicht mehr geschafft, die Familie Klein. Michael Kleins Mutter Margarethe (82), deren Steckenpferd das Lokal war, kratzte schon leicht an der 80 und Ehefrau Christel erkrankte. Vermieten oder verpachten wollten sie nicht, „dafür hängt da zu viel Herzblut dran. Nun nutzen wir es irgendwie eben selbst“, sagt die 26-jährige Kristin Ries-Klein. Sie ist hier zwar angeheiratet, aber trotzdem auf dem Hof groß geworden. Denn seit 1991 hat der Hof auch drei Mietwohnungen – und in einer wuchs Kristin auf.1991, das war rundrum ein wichtiges Jahr für den Zeisweiler Hof. Den hatten der Bergmann Friedrich Klein und seine Ehefrau Margarethe 1963 gegründet. 1981 übernahm ihn Sohn Michael. Und machte ihn 1991 über Extensivierungsprogramme zu einem der ersten Biohöfe im Landkreis. Grund: Die persönliche Einstellung. „In der Schule sah man das noch ganz anders. Da wurde gepredigt: Jedes Jahr mehr Ertrag. Ich fand damals schon, dass das nicht der Weg sein kann für alle Ewigkeit.“ Der Zeisweiler Hof hält Rinder. Bis ins Jahr 2000 als Milchkühe. Doch dann hätten größere Investitionen angestanden, wenn man im Bereich Milch hätte bleiben wollen. Also ging man über zur Mutterkuh-Haltung. Die umgänglichen Limousin-Rinder leben hier, 150 an der Zahl, inklusive Nachzucht und Schlachtvieh. „Die haben gute Mutterkuh-Eigenschaften“, sagt Michael Klein. Für ihn ein ganz wichtiger Aspekt, der quasi auch über Leben und Tod entscheidet. Ein Tier, das keine guten Mutterkuh-Eigenschaften zeigt, wird geschlachtet.Das geschieht auf dem Hof selbst. Seit 2013 gibt es hier eine EU-zugelassene Schlachtstätte. „Vorher ist man immer rumgereist, bis man eine zugelassene Stätte findet. Das ist viel zu viel Stress für die Tiere“, sagt Michael Klein. Ursprünglich sollten nur die eigenen Tiere hier geschlachtet werden, mittlerweile gibt es auch viele Fremdschlachtungen. Beispielsweise bringt auch Landwirt Rose seine Tiere hierher. Der Metzger hat ein angemeldetes Kleingewerbe und kommt nach Bedarf. Er schlachtet und macht die Zerlegung ganz nach den Wünschen der Kundschaft. Durchschnittlich 50 Rinder pro Jahr kommen aus dem ganzen Umkreis sogar auch aus dem Raum St. Wendel für die Fremdschlachtungen. Dazu viele Schafe und Ziegen. Auf dem Zeisweiler Hof macht man die Termine mit Metzger und Tierarzt aus. In extra Boxen warten die Tiere, bis der Tierarzt die Lebendschau gemacht hat, nach der Schlachtung kommt der dann nochmal zur Zerlegungsschau.Jungbullen werden übrigens teils lebend über Händler verkauft. 25 bis 30 eigene Tiere aber sehen auch das Schlachthaus von innen. Keines älter als zwölf Monate, ihr Fleisch wird als sogenanntes „Baby-Beef“ verkauft. Der Zeisweiler Hof ist Direktvermarkter. Nachzucht gibt es am laufenden Band. Zwei Deckbullen leben gemeinsam mit den Mutterkühen und den Kälbern in der Herde auf dem Feld. Nach maximal drei Jahren werden sie ausgewechselt. Die Mutterkühe auf dem Zeisweiler Hof dürfen alt werden, da gibt es welche, die sind 16, 17 Jahre alt. „Es kommt nur drauf an, dass das Tier gutmütig ist“, sagt Michael Klein.Die Kälber bleiben sechs bis sieben Monate bei der Mutter. Dann ist die Mutter möglicherweise schon wieder tragend und braucht die Milch fürs neue Kälbchen. Angestrebt ist, dass die Mutterkühe so alle zwölf Monate Nachwuchs bekommen. So ganz klappt das nicht immer, mal sind es nur zehn, mal 13. „Die Entscheidung, wer bleibt und wer geht, fällt nicht immer leicht“, sagt Michael Klein. „Ausschlaggebend ist, dass die Tiere ein gutes Leben hatten. Aber ansonsten muss der Betrieb ja auch finanziell erhalten werden.“ Schlachtpause ist über Sommer, von Mai bis September. Außerhalb kommt der Metzger in einem Abstand von vier bis sechs Wochen.Die Tiere sind von April bis Dezember auf der Koppel, je nach Witterung kommen sie sukzessive nach draußen. Die Abkalbungen hat man lieber im Stall. „Wenn man sieht, dass da bald ein Kälbchen kommt, lässt man das hochtragende Tier erst später raus“, erklärt Michael Klein. 80 Hektar Rinderwiese hat der Hof. Etwa acht bis zehn Tage sind die Tiere auf einer Koppel. Dann geht es auf die nächste, einmal rund um den Hof quasi. Was den Landwirten zurzeit Sorge macht, ist die Trockenheit. Normalerweise sind die Koppeln sehr ergiebig. Aber wenn der Regen fehlt, dann kann es schon mal knapp werden und man muss unter Umständen zufüttern.Michael und der 32-jährige Sohn Simon sind beide Meister. Neben Simons Ehefrau Kristin arbeiten, wenn besondere Hof- und Erntearbeiten anstehen, viele Freiwillige mit, vor allem Freunde. Kristin kümmert sich gemeinsam mit der Schwiegermutter um die Bestellungen und den Papierkram. Aber packt auch sonst an, wo immer Not am Mann ist. „Ich habe als Kind schon auf dem Traktor gesessen“, erinnert sie sich. Vom Hof weggehen und was anderes arbeiten? „Das war nie eine Option.“ Die Technik, so erklärt Ehemann Simon, macht es möglich, dass einst schwere Arbeiten nun leichter zu bewerkstelligen sind. Kristin ist auch ein Pferdemädchen. Auch das passt gut auf den Zeisweiler Hof. Im wichtigen Jahr 1991 hat Michael Klein nämlich hier auch die Pensionspferdehaltung gestartet. 23 Pensionsgäste gibt es mittlerweile. Die stehen in sogenannten Selbstversorgerboxen. Das heißt: Die Familie kümmert sich um den Koppelerhalt, den Zaunbau, die Anlieferung von Heu und Stroh, die Abfuhr von Mist und sie halten einen Sandplatz vor.Aber Mutterkuhhaltung, Schlachtung, Vermarktung, Pferdepension und Wohnungsvermietung sind noch längst nicht alles. Auch pflanzliche Produktion gibt es auf dem Zeisweiler Hof. Zum einen ist da das Biogetreide, das an die Mühle Betz in Urweiler vermarktet wird. Ein weiteres Standbein ist der Heuverkauf an Pferde- oder Kleintierhalter. „Da liefern wir auch viel aus“, sagt Simon Klein.Was ganz klar ist: Als Biohof hat der Zeisweiler Hof viele Auflagen zu erfüllen. „Das ist Mehrarbeit und auf jeden Fall mehr Bürokratie“, sagt der 64-jährige Betriebsinhaber. Alles müsse aufgelistet werden, jeder Schritt der Tiere, die Koppelbeschaffenheit, die Düngung („wir nutzen nur betriebseigenen Dung und Gülle“). Das sei noch ein bisschen mehr an Schreibkram, als es jeder landwirtschaftliche Betrieb sowieso schon hat.Es gibt auch noch das letzte und neuste Standbein: den Burgergrill. Seit 2017 steht in der Regel Kristin Ries-Klein persönlich an vier Tagen die Woche von 11 bis 20 Uhr mit dem Streetfood-Fahrzeug immer an einem festen Platz im Umfeld. Außerdem am Wochenende, auf dem Burg- und Weiherfest, dem Webenheimer Bauernfest auf Finkenrech, wo die Burger mit selbst gemachten Patties angeboten werden. Und man kann den Burgergrill auch mieten, nämlich für Betriebsfeiern und private Feste. Genug zu tun also hier auf dem Zeisweiler Hof – und trotzdem bleibt sie noch, die wichtige Zeit zum Küheknuddeln.

Mutterkühe und ihre Kälbchen und zwei Zuchtbullen- insgesamt 150 Tiere umfasst die Herde. Alle acht bis 10 Tagewechseln sie die Weide, wandern so quasi einmal rund um den Hof. Foto: Elke Jacobi

Unser Gasthaus gehörte zu einem landwirtschaftlichen Biobetrieb, der von Michael und Simon Klein geführt wird.

Wir betreiben Mutterkuhhaltung und eine Pferdepension.

Im neu gebauten EU verifizierten Schlachthaus werden die Schlachtungen tiergerecht und fachmännisch durchgeführt.

 

Wir bieten mehrmals im Jahr Bio-Rindfleisch zum Kauf an.

 

 

Impressionen unserer schönen Landschaft

Zeisweilerhof

66557 Illingen/ Hüttigweiler

 

Tel.: 06825 - 4 18 82

Mail: christel-k-64@web.de

Zeisweiler Burgergrill

Tel.: 0160-92 14 05 61

Mail: zeisweiler-burgergrill@web.de

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